Wenn sich das -anfangs kaum wahrnehmbare- Unwohlsein mit der Zeit zu einer nahezu unerträglichen Bedrückung entwickelt hat, ist oft eine Trennung die einzige Möglichkeit, sich von diesem Druck zu befreien und sich wieder entspannt und selbstbestimmt zu fühlen.
Warum warten wir mit diesem Schritt oft solange bis es keine Alternativen mehr gibt?
Eine Trennung von Gewohntem -Menschen, Dinge, Situationen- bedeutet, sich auf eine Reise zu begeben, deren Ziel noch unscharf ist, das vertraute Zuhause zurück zu lassen und nicht zu wissen, ob Geld, Zeit und die eigene Kraft ausreichen werden, diese Reise durchzustehen.
Daher ist es kein Wunder, dass wir oft (zu)lange darüber nachdenken, ob wir diese Reise wirklich antreten wollen.
Wieso fühlen wir uns nach einer Trennung dann aber oft nicht so gut wie erwartet?
Wer bis Juli wartet -vielleicht, weil er dann erst Urlaub oder das nötige Reisegeld hat- , um seinen Skiurlaub anzutreten, wird mit großer Wahrscheinlichkeit, keinen Schnee mehr antreffen und so eine unvermeidbare Enttäuschung erleben.
Je nach Ausmaß der Enttäuschung kann sich Zweifel breit machen, ob die Trennung wirklich der richtige Schritt war und plötzlich empfinden wir wieder Druck und sind weder entspannt noch fühlen wir uns selbstbestimmt.
Gleiches kann uns widerfahren, wenn wir eine Entscheidung übereilt getroffen haben.
Ob eine Trennung die richtige Entscheidung ist oder uns zu einem falschen Ziel führt, ist nicht nur das Ergebnis des passenden Zeitpunkts, sondern vor allem wie die Entscheidungsfindung gestaltet wird, damit weder Enttäuschung, noch Reue oder gar (Selbst-)Zweifel zu dauerhaften Begleitern unseres neuen Lebens werden.
Aber wie gehe ich damit um, wenn ich gar keine Trennung möchte, ich aber getrennt werde?
Z. B. mein Partner mich verlässt, ein Mensch, der mir nahe stand, verstirbt, ich meinen Arbeitsplatz verliere oder mir wertvolle Dinge durch Feuer oder Diebstahl unwiederbringlich genommen werden?
Selten bekommen wir in dieser Rolle im Vorfeld eine Möglichkeit in den Trennungsprozess einzugreifen, um unsere eigenen Wünsche und Ziele einzubringen oder gar den Prozess abzuwenden.
Damit fehlt die Zeit, frühzeitig eigene Reisepläne zu entwickeln und das Gefühl, eines auf einer Autobahnraststätte ausgesetzten Welpen, macht sich in uns breit.
Als Mensch haben wir gegenüber dem Welpen einen großen Vorteil:
Wir haben eine Wahl!
Wir können entscheiden, ob wir an der Raststätte auf ein gutes Ende warten wollen oder, ob wir ein neues und eigenes Ziel entwickeln und uns darauf zubewegen möchten.
Für Letzteres benötigen wir vor allem die nötige Kraft, die meist in einer solchen Situation vollständig verschwunden zu sein scheint.
Daher kann es hilfreich sein, Unterstützung zu bekommen, die erforderliche Kraft zu reaktivieren.